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Modell Beschriftung mit Abziehbildern

Es gibt drei Möglichkeiten, seine Fahrzeuge neu zu beschriften:

  1. Beschriftungssatz bei einem der Händler kaufen. Die Auswahl bei Spur N ist nicht so groß wie bei anderen Spuren, aber ganz beachtlich. Vor allem Kleinserienhersteller haben einige Beschriftungssätze im Angebot. Schwierig wird es meist bei bei bestimmten Loks und Wagen.
  2. Einen Beschriftungssatz drucken lassen. Es gibt diverse spezialisierte Anbieter; die Kosten sind aber vergleichsweise hoch. Es lohnt sich nur, wenn man mehrere Beschriftungssätze gleichzeitig anfertigen lässt. Die Vorarbeit, das Erstellen der Vorlage sollte man in jedem Falle selber erledigen.
  3. Komplett selber machen. Die Druckvorlage muss irgendwie auf das Modell gebracht werden, möglichst so, dass es gut aussieht. Hierfür gibt es Abziehbilder, auch Schiebbilder oder Decals genannt.

Um die dritte Möglichkeit soll es hier gehen. Die ersten Versuche kann man mit geringen Investitionen von wenigen Euro machen. Man braucht neben preiswert zu erhaltenden Abziehbildern nur die übliche Computerausstattung und einen guten Laserdrucker. Oder einen (wenig verbreiteten) Festtintendrucker.

Neue Nummern für die Loks

Vorweg: Die Tipps hier beziehen sich auf Loks, die entweder weiß auf schwarz (das ist die Regel) oder auch mit schwarzen Ziffern beschriftet sind. Das trifft auf Dampflokomotiven zu. Und auf E-Loks der Epochen zwei, drei, und vier. Bis in die 60er Jahre waren die Lokschilder aus Guss-Aluminium mit erhabenen Ziffern weiß oder silbern auf schwarz gefertigt. Solche Schilder lassen sich mit der beschriebenen Methode herstellen, wenn auch nicht dreidimensional. Die Methode funktioniert auch bei Wagen, die schwarz auf weiß beschriftet sind, Kühlwagen zum Beispiel.

Die Lokschilder kamen mit der Zeit aus der Mode, stattdessen wurden die Ziffern direkt auflackiert. Zum Glück waren die Neubau E-Loks der Zeit, die E 40, E 50 (später 140, 150), und deren Verwandte (BR 139, BR 141, BR 151) noch im unteren Drittel, also am Lokkasten, schwarz lackiert. Auch diese Beschriftung kann man selber herstellen. Selbst die rot-elfenbein farbenen TEE Loks, auch die E03, hatten zu Beginn schwarze Lokschilder. Erst mit Einführung des Farbschemas elfenbein-türkis wurden die Ziffern farbig aufgebracht. 

Warum überhaupt eine andere Nummer?

Das ist eine gute Frage. Die meisten Leute achten sowieso nicht darauf, was da auf einer Lok steht. Wer sich zu dieser Gruppe zählt, kann jetzt getrost aufhören, zu lesen. Bleiben diejenigen übrig, die verrückt genug sind, ihre Nerven mit Papierschnipseln zu strapazieren, die nur Bruchteile von Millimetern groß sind. So wie ich. Warum also die ganze Aktion?

  • Das wichtigste Argument zuerst: Man muss einfach Lust dazu haben, seine Zeit mit derart überflüssigen Überlegungen und Tätigkeiten zu verschwenden, und seine Freude daran. Mir ist unbegreiflich, welcher Mechanismus dahinter steckt, bei mir ist es jedenfalls so.
  • Zwei identische Modelle und entsprechend eine doppelte Nummer. Trifft bei den Brot-und-Butter Loks sicher häufig zu. Zum Glück verwenden unterschiedliche Hersteller auch verschiedene Nummern, aber wenn es denn zwei (oder mehr) gleiche Loks eines Herstellers sind und dieser nie Serien mit anderen Nummern aufgelegt hat, dann gibt es doppelte Loks.
  • Exaktes Vorbild mit Wunschnummer; immer dann, wenn Modelle in eine bestimmte Region und einen exakten Zeitrahmen passen sollen.
  • Andere Ausführung oder Lackierung, zum Beispiel in einer anderen Epoche. Viele Altbau Elloks wurden in den 20 er und 30er Jahren gebaut und liefen bis in die 70er; sie wurden entsprechen öfter mal umlackiert.

Woher kommen die Nummern?

In den frühen Jahren der Eisenbahnerei bekamen alle Loks Namen, genau wie Schiffe. Später ging man dann zu Zahlen über und bezeichnete die Lokomotiven mit einer Baureihen-Nummer. Und weil Loks einer Type meist gleich in größeren Mengen hergestellt wurden, gab es eine fortlaufende Nummerierung.

Die ersten Ziffern auf dem Lokschild bezeichnen also die Baureihe, gefolgt von einer laufenden Nummer, der sogenannten Ordnungsnummer. Meist wurden die Loks der Reihe nach, entsprechend ihrer Herstellung durchnummeriert. Manchmal gerieten die laufenden Nummern aber auch durcheinander, wegen Sonderbauarten, Testlokomotiven, technischen Änderungen in der Baureihe, oder weil Montag war.

Zu Beginn hatten E-Loks ein E vorangestellt, also zum Beispiel E44 (Dieselloks ein V wie Verbrennungsmotor). Ende der 60er Jahre erhielten alle Fahrzeuge, neue, computergerechte Nummern, aus der E44 wurde die 144. Zusätzlich zu Baureihe und laufender Nummer wurde eine Prüfziffer angehängt, damit man kontrollieren konnte, ob die Nummer korrekt war. (Mehr zu den ganzen Nummern unten, bei den Quellenangaben, ich will es hier nicht übertreiben.)

Berechnung der Prüfziffer 

Nur Nummernkünstler kriegen das im Kopf hin: Jede Zahl der Baureihen- und der Ordnungsnummer wird abwechselnd mit 1 und 2 multipliziert. Dann wird die Quersumme aller Ziffern gebildet, wobei aus zweistelligen Zahlen, zum Beispiel 14, die Ziffern 1 und 4 wurden. Die Differenz zur nächsten Zehnerzahl ist die Prüfziffer. Alles klar?

Nein? Kann ich verdammt gut verstehen. Hier noch mal im Überblick:

Lok Nummer  1 4 4 0 3 8
multipliziert mit 1 2 1 2 1 2 (abwechselnd 1 und 2)
ist gleich 1 8 4 0 3 16 (wird zu 1+6)
            1+8+4+0+3+1+6: Quersumme: 23
            Differenz zu 30 und damit Prüfsumme: 7
            Nummer der Lok: 144 038 -7

Bei Loks wurde übrigens bei der Multiplikation im ersten Schritt mit der 1 begonnen, bei Wagen mit der 2. Das waren echte Zahlenfreaks bei der Bahn damals. Bloß nix einfaches ausdenken...

Die Berechnung der Kontrollziffer für Loks und Wagen kann man aber auch online erledigen. Zum Glück. Die spinnen, die Bahnfreaks...

Herstellen der Abziehbilder

Jetzt muss die richtige Nummer "nur" noch hergestellt werden. Wir brauchen also den richtigen Schriftschnitt und ein Trägermaterial, auf das man gut drucken und auf die Loks aufbringen kann. Theoretisch kann man auch einfach nur Papier bedrucken, die kleinen Schnipsel ausschneiden und dann auf die passende Stelle kleben. Leider sieht man die Papierstruktur; und die Kanten werden recht unsauber. Wer sich schon im Millimeter-Bereich aufhält, der mag da vielleicht was Genaueres. Es gibt bedruckbare Abziehbilder, mit denen kann man prima arbeiten.

Schrifttype

Die Bahn verwendet für die Beschriftung der Loks und Wagen eine DIN Schrift (was auch sonst). Der Font heißt DIN 1451 Mittelschrift. Er ist wie die meisten Fonts durch Copyright geschützt, darf also nicht einfach so zum Download angeboten werden. Man kann ihn für etwa 20 Dollar / Euro kaufen. Oder einfach die Suchmaschine der Wahl anschmeißen und ein wenig blättern.

Abziehbilder - Decals

Zum Beschriften von Modellen nimmt man wasserlösliche Abziehbilder, auch Decals genannt. Eine dünne, transparente Trägerfolie ist auf Trägerpapier aufgebracht, von dem es sich im Wasser löst. Das Abziehbild lässt sich dann an der passenden Stelle positionieren. Wenn das Wasser getrocknet ist, haftet das Abziehbild. Es sollte dann noch mit speziellem Fixativ oder Mattlack fixiert werden. Bedruckbare Abziehbilder werden (unter anderem) in USA von den Firmen Walthers, Microscale, und Vitachrome hergestellt und können hierzulande bestellt werden (siehe Quellen). Vielleicht bekommt man die auch im Modellbauladen.

Drucker

Laser Drucker

Der größte Vorteil von Laserdruckern ist, dass sie inzwischen weit verbreitet sind und nicht mehr unbezahlbar. Für den genannten Zweck sind aber nur Modelle geeignet, die eine hohe Auflösung von 1000 dpi oder mehr erreichen. Bei geringerer Auflösung gibt es einen Treppcheneffekt, der sich bei den kleinen Ziffern unschön bemerkbar macht. Nachteil der Laserdrucker für den genannten Zweck: Der auf das Abziehbild aufgebrannte Toner bröselt ein wenig. Das macht sich umso mehr bemerkbar, je kleiner die ausgedruckten Schildchen sind.

Festtintendrucker, Thermo-Transfer-Drucker

Diese Drucker funktionieren nach einem anderen Prinzip als Laserdrucker. Die Farbe wird von Farbbändern mit der sogenannten Micro Dry Technologie aufgebracht. Viele Materialien können recht fein bedruckt werden. Da man unterschiedliche Farbkassetten verwenden kann, gibt es auch die Möglichkeit, in weiß oder Sonderfarben zu drucken. Für die Modellbeschriftung ist weiß am interessantesten. Leider kostet so ein Teil etliche hundert Euro. Die bekanntesten Modelle sind ALPS MD-5000 und Citizen Printiva 600 C.

Abziehbilder bedrucken

Ich habe folgende Methode mit Erfolg praktiziert, es gibt sicher auch noch andere.

  1. Ausdrucken von AbziehbildernVorlage erstellen. Hierfür kann man jedes Grafikprogramm benutzen. Besonders gut geeignet sind verktorbasierte Grafikprogramme wie Corel Draw oder Xara. Photoshop, Paintshop und andere pixelbasierte Programme kann man auch verwenden. Wichtig ist bei letzteren, dass man die Grafiken in einer Auflösung von 1000 DPI oder mehr erstellt. Weil Dateien mit solch hoher Auflösung enorm viel Speicher brauchen, ist es sinnvoll, nur eine kleine Datei anzulegen. Bei vektorbasierten Programmen ist die Dateigröße kein Problem.
  2. Größe der Vorlage. Die Schrift für Spur N Loks ist etwa einen Millimeter hoch. Das Schild wird fünf bis sieben Millimeter lang.
  3. Vorlage positionieren: Die Abziehbilder sind vergleichsweise klein; entsprechend kann man sie nicht immer in den Druckerschacht stecken. Zudem brauchen wir ja nur einen Schnipsel von wenigen Zentimetern. Folgende Methode hat sich bewährt: 
    1. Ein kleines, etwa 2 x 2 Zentimeter großes Stück Decal wird mit Tesa-Film am unteren Rand eines Papierbogens mittig festgeklebt. So vermeidet man einen Papierstau durch das etwas dickere Abziehbild.
    2. Das zu druckende Dokument wird entsprechend vorbereitet. Gedruckt wird nur auf der kleinen Fläche unten in der Mitte.
    3. Zuerst ein Probedruck, bei dem die Nummern im richtigen Abstand voneinander platziert werden. Lieber statt nur vier gleich ein paar mehr ausdrucken, vor allem am Anfang klappt es nicht immer wunschgemäß. Den Probedruck kann man gleich verwenden, um das Decal richtig zu platzieren. Lieber etwas großzügiger planen, es gibt immer leichte Verschiebungen.
  4. Vorlage ausdrucken. Man braucht auf jedem Fall einen Drucker, der eine Auflösung von 1200 DPI schafft. Ältere Laserdrucker schaffen nur 300 DPI und man sieht auf den klitzekleinen Ausdrucken dann Treppchen. Zum Ausdrucken sind nur Laserdrucker (oder Wachs-Thermodrucker) geeignet. Tintenstrahldrucker schaffen zwar auch die hohe Auflösung von 1200 DPI, aber die Tinte trocknet nicht auf dem Träger und löst sich spätestens beim Einweichen in Wasser wieder auf.

Untergrund vorbreiten

Den Spruch liest man auf jeder Farbdose: Der Untergrund muss trocken und staubfrei sein. Klar.
Und er muss weiß sein! 
Oder silbern, wers lieber mag. Denn das Abziehbild ist an den nicht bedruckten Stellen transparent. Also muss an der Stelle, an der später das Schild angebracht wird, ein kleines Rechteck mit weißer Farbe ausgemalert werden. Die Ränder brauchen nicht akkurat zu sein, die werden von dem Schild später überdeckt. Man kann Lackfarbe nehmen (und muss dann viele Stunden warten, bis die trocken ist) oder auch Deckweiß. Ich mische mir Deckweiß aus Farbpigmenten und Wasser. Wenn etwas daneben geht, kann man mit einem feuchten Wattestäbchen noch korrigieren. Zur Erinnerung: Die zu lackierende Fläche ist nur einen Millimeter breit. Die trockene Deckfarbe ist dann übrigens einigermaßen wasserfest - also kein Problem, wenn das nasse Abziehbild drüber geschoben wird. Man kann gefahrlos an der Innenseite des Lok-Gehäuses testen und sollte das auch tun. So bekommt man ein Gefühl für die Materialien.

Abziehbilder aufbringen und fixieren

Mit einem sehr scharfen Cutter oder einer Schere werden die Schilder zurechgeschnippelt. Dabei bewährt es sich, wenn man die einzelnen Schilder so zueinander positioniert, dass mit einem Schnitt die Trennung gleich für zwei Schilder passend geschnitten werden kann. Wenn das Schneidwerkzeug nicht scharf genug ist, dann bröselt die vom Laserdrucker aufgebrannte schwarze Tonerschicht wieder ab. Dieses Bröseln ist das größte Problem. Man muss die Dinger sehr vorsichtig behandeln. Hin und wieder löst sich der Toner auch beim Einweichen. Die kleinen Schnipsel werden einfach in ein flaches Gefäß mit Wasser gelegt. Nach 20 bis 30 Sekunden löst sich das Abziehbild und man kann es mit einer Pinzette positionieren. Die Bröselquote ist hoch, also nicht verzagen, wenn nur jedes zweite oder dritte Schiebebild gelingt.

Wenn man das Abziehbild auf eine nicht vollkommen ebene Fläche aufbringen will, dann muss man es nach dem Positionieren noch mit Weichmacher behandeln. Den gibt es beim Lieferanten der Decals. Der mittels Pinsel aufgebrachte Weichmacher sorgt dafür, dass sich das Abziehbild auch auf unebenen Flächen anschmiegt.

Am Schluss dann kommt Fixativ oder Lack drüber, so ist das mühevoll aufgebrachte Schildchen gegen Beschädigung etwas geschützt.

Die spinnen, die Bahnfreaks

So viel Arbeit für vier bis fünf Quadratmillimeter Nummern? Weia! ;-)

Quellen und Links

Fertige Beschriftungen für Spur N

  • Kuswa hat neben Beschriftungen auch Messingbausätze und andere Kleinigkeiten für Spur N.
  • KH Modellbahnbau bietet neben Beschriftungen auch allerhand Bauteile und Modelle.
  • TL Decals: Erstellt Beschriftungen mit Siebdruck.
  • Andreas Nothaft fertigt individuelle Decals, auch für Spur N.
  • Color Transfer Service: hat fertige Abreibebeschriftungen im Programm und fertigt auch auf Auftrag.
  • Drucker-Onkel fertigt Decals und Klebefolien mit Festtintenrucker und Laserdrucker blattweise.

Vorbildinfos zur Beschriftung von Bahnfahrzeugen

Fonts

Material: Abziehbilder, Zubehör, Festtintendrucker

Weiterlesen

  • Modellbeschriftung.de
  • Horst Klappauf hat den Umgang mit Decals perfektioniert. Er beschriftet hervorragend gesuperte und teils selber hergestellte Autos, PKW und LKW nach unterschiedlichen Vorbildern.


Comments / Feedback: bahnkram aett karzauninkat.de
Zuletzt aktualisiert: 26.10.2009
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