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Weiches Licht
mit Windowlight
Kühlwagen Spur Null
Strahlendes
Sommerlicht
im Keller
Sonnenlicht im Keller

Licht für Modellbahn Fotos

Er ist dreckig, er ist alt. (Eigentlich ist er nagelneu und sorgfältig von Hand gealtert. Aber das wissen Modellbahner ja.) Der Wagen hat eine schöne Bretterwand und damit Oberflächenstruktur. Er ist weiß und damit schnell in Gefahr, zu hell oder zu dunkel abgebildet zu werden.

Und er ist genau das richtige Objekt für ein paar Betrachtungen zum Thema: Licht beim Fotografieren von Modellbahnen. Das Werkzeug: Eine handelsübliche, billige Digitalkamera, ein kleines Diorama, ein Stück mattes Plexiglas und ein wenig zufällig herumliegendes Geschenkpapier. In himmelblau. Und ein Bildbearbeitungsprogramm; in diesem Falle Photoshop, aber die gezeigten kleinen Manipulationen kann jedes Programm. Es geht zuerst um die Lichtqualität: Lichtrichtung, Kontrast, Helligkeit, später kommt die Perspektive hinzu.

Hartes, sonniges Streiflicht

Der erste Versuch: Der Wagen wird so aufgestellt, dass das Sonnenlicht tiefe, dunkle Schatten wirft. Streiflicht nennt man das. Die Struktur und vor allem die Verstrebungen werden sehr stark betont. Leider kann man von dem schönen Schmuddel an den Seitenwänden kaum etwas erkennen.

Plexiglas für weiches Licht

Das Licht war mir doch etwas zu hart. Also flugs die matte Plexiglasscheibe als "Weichmacher" für das Licht davor gestellt. Die Kameraautomatik gleicht den Lichtverlust von fast zwei Blendenwerten leider nicht völlig aus. Da der Hintergrund kein weiches Licht abbekommt, sondern wie vorher von Sonnenlicht bestrahlt wird, erscheint er im Verhältnis viel heller. Außerdem habe ich die Kamera ein klein wenig verkantet. Stativ wäre schlau gewesen.

Weiches Licht und Belichtungsausgleich

Jetzt habe ich manuell über die Belichtungskorrektur einen Blendenwert dazu gegeben und damit die Lichtmenge erhöht. Siehe da, der Wagen ist wieder etwas weißer. Auch der Hintergrund wird heller. Die Graslandschaft rechts ist so hell, dass sie weiß abgebildet wird und überstrahlt.

Das Licht kommt immer noch von links, ist aber weich und kaum noch gerichtet. Deshalb hat der Wagen ein ganz gutes Gleichgewicht zwischen Betonung von Streben und Struktur einerseits und deutlicher Abbildung des Schmuddel andererseits.

Neue Perspektive, hartes Licht

Neuer Ansatz. Ich möchte die Vorderseite des Wagens auch noch sehen und fange mir damit Ärger ein: Durch die starke frontale Bestrahlung der Vorderseite wird die knalleweiß und überstrahlt. Die Front mit den Verstrebungen ist korrekt belichtet.

Der Blitz leuchtet alles platt

Man glaubt es kaum und doch ist es so. Das Bild entstand bei exakt denselben Lichtverhältnissen wie die oberen. Nur ist diesmal nicht wie bei den anderen Aufnahmen der Blitz manuell deaktiviert. Die Kamera schaltet den Blitz automatisch zu, wenn es ihr zu dunkel scheint. Die Folge: Frontales Licht genau aus der Blickrichtung. Die Struktur der Streben und Lattung wird völlig weggeblitzt. Dafür sind Front und Seite gleich hell und man erkennt den Schmuddel. Da das Licht bei größerem Abstand zur Lichtquelle immer schwächer wird, sind die Schienen vorne vergleichsweise hell und der Hintergrund sehr dunkel.

Sonne im Rücken

So, schnell den Blitz wieder ausschalten. Sofort korrigiert die Belichtungsautomatik der Kamera. Der Aufbau wurde leicht gedreht und jetzt kommt die Sonne ungefähr aus der Kamerarichtung. Damit ist die Lichtführung ähnlich wie auf dem geblitzen Bild mit dem Unterschied, dass das gesamte Bild gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Mit der Sonne im Rücken ist man in Sachen Belichtung (also Lichtmenge) auf der sicheren Seite, die Lichtqualität ist aber recht langweilig.

Licht durch die Zweige

Etwas interessanter wird es, wenn das Licht durch die Zweige eines Baumes fällt. Das gibt Licht und Schatten und eine etwas ungleichmäßige Lichtverteilung. Nicht alle Bereiche des Wagens sind exakt gleich hell, trotzdem hat jeder Bereich genug Licht. Ich nenne dieses Licht das "Apfelbäumchenlicht".

Neue Perspektive: näher ran und Weitwinkel

Alle bisherigen Bilder wurden mit der Kameraeinstellung Teleobjektiv gemacht. Dadurch ist die Perspektive etwas flach, der Wagen hat kaum Tiefe. Deshalb habe ich hier das Programm gewechselt und bin auf die "Blümchen"-Einstellung gegangen, für Makro Aufnahmen. Die Brennweite wandert in den Weitwinkel Bereich. Schwupps hat der Wagen Tiefe und Dimension. Immer noch das Apfelbäumchenlicht. Blöderweise ist der Hintergrund zu Ende und man sieht recht statt blauem Himmel das herumstehende Gerümpel.

Dauer der ganzen Fotoaktion bis hierher: 10 Minuten.

Photoshop wirds schon richten

Jetzt geht das Geschummel los: Photoshop anwerfen. Dann mit dem Lasso Tool den hinteren Teil des Wagens maskieren. Mit der Pipette den Blauton, der im vorderen Bereich vorherrscht, aufnehmen und dann hemmungslos mit der Airbrush Wölkchen sprühen. Erster Versuch ist noch nicht der Renner, der Himmel ist zu dunkel und ungleichmäßig.

Leuchtender Himmel, trüber Wagen

Nun sieht das Ganze schon etwas freundlicher aus. Schade nur, dass der Wagen jetzt im Vergleich zum leuchtenden Himmel etwas trübe aussieht. Zudem sieht man jetzt am rechten Bildrand einen harten Übergang zwischen dem Himmel und der Landschaft. Das macht die harte Maske, die für das Ansprühen des Himmels nötig war. Darum kümmern wir uns später. Erst soll der Wagen gut aussehen.

Mehr Kontrast

Mal den Kontrast hochdrehen. Das gibt ein leuchtendes Blau im Himmel, aber die linke Seite des Wagens überstrahlt vollkommen. Zudem versackt der untere Bereich des Wagens komplett in Schwarz. Der Schmuddel auf der rechten Seite wird schön, immerhin. Aber das ist nicht so ganz optimal, schnell wieder zurückdrehen.

Scharfzeichnen

Diesmal habe ich den Filter "stark scharfzeichnen" verwendet. Damit wird der Kontrast an allen Kanten erhöht. Ist genauso, als ob jemand mit dem spitzen Stift alle Linien nachzeichnet, wie in der Retusche. Wer genau hinguckt, wird feststellen, dass genau diese Technik bei vielen Katalogabbildungen zur Anwendung kommt. Dann kann man bei schlechter Druckqualität immer noch alles erkennen. Aber für unsere Zwecke ist das etwas zu heftig, also wieder zurückstellen.

Gradation: Helligkeitsverlauf

Hier ist die Gradationskurve etwas verschoben. Damit werden alle Töne im mittleren Bereich leicht angehoben. Die ganz dunklen und ganz hellen Töne bleiben. Sieht etwas sanfter im Gesamteindruck aus, der Schmuddel erscheint nicht ganz so dunkel. Wenn man das drucken wollte, könnte die Wiedergabe matschig werden. Nur gutes Kunstdruckpapier kann feine, helle Zwischentöne weidergeben.

Finish: Von allem ein bisschen.

Das Endergebnis hat von allem ein kleines bisschen: Die helle linke Seite ist ein klein wenig abgewedelt und somit dunkler und der Helligkeit des restlichen Wagens angepasst. Dann kann der Bereich später nicht mehr überstrahlen. Die leicht verschobene Gradation und damit sanftere Grundstimmung sind die Voraussetzung, dass bei der folgenden Erhöhung des Kontrastes das Bild nicht zu hart wird. Der Scharfzeichnungs-Filter betont leicht die Struktur der Bretter. Die hässliche Kante rechts hinten zwischen Himmel und Landschaft, die durch das Maskieren des Himmels entstanden ist, habe ich mit etwas Gaußschem Weichzeichner wieder in die Unschärfe gerückt.

Düstere, harte Zeiten

Die Feinheiten der Gewichtung sind am Ende dann ein klein wenig Geschmackssache. Man kann mit kleinen Manipulationen die Aussage des Bildes leicht verschieben:

Harte Kontraste und eine schwarz weiße Abbildung ergeben den Eindruck eines alten Zeitungsberichtes. Düsterer dunkler Himmel dazu, schon sind wir im Nachkriegdeutschland der 50er.

Sonnengelb: Gute alte Zeit

Noch eine einfache, aber wirkungsvolle Manipulation: Feste am Farbregler schrauben und den Gelb- und Rotanteil hochdrehen, schon sieht das Ganze sonnig und freundlich aus ein ein wenig wie in der guten alten Zeit. Genau das Richtige für die Modellbahn... ;-) Auch Himmel und Gras bekommen einen wärmeren Ton. Aber das fällt gar nicht auf. Schotter und Schienen finden rostiges, warmes Braun sowieso gut.

Alte, ausgebleichte Farbaufnahme

Nimmt man den Rotanteil heraus, so entsteht der Eindruck einer alten Farbaufnahme aus den 50er Jahren. Die Magenta Farbschicht ist am empfindlichsten und verabschiedet sich am schnellsten. Auch Plakate, die stark von der Sonne beschienen werden, sehen nach einer Weile so aus.

Kann sich noch jemand erinnern, wie das Bild zu Beginn aussah? So viel zu dem Spruch: "Fotos sagen die Wahrheit."




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Zuletzt aktualisiert: 14.06.2009
Das Copyright für alle Aufnahmen und Texte liegt bei mir. Wer die klaut, kriegt Ärger.